Restart der Hamburger Kulturveranstaltungen: kreativ, pandemiegerecht und solidarisch in den Herbst
Hamburg, 16. September 2020 (HHT) – Am heutigen Mittwoch startet die pandemiegerechte Edition des legendären Reeperbahn-Festivals. Erstmals als hybride Veranstaltung findet das Event live in den Hamburger Clubs und online im Streaming statt. Wie das Festival haben sich die Hamburger Kultureinrichtungen mit großer Unterstützung der Stadt Hamburg nach dem Sommer auf die neue Situation eingestellt und versuchen den coronabedingten Einschränkungen im Kultursektor zu trotzen. Typisch für Hamburg: mit viel Kreativität, Pragmatismus und Solidarität. So wird das traditionelle Filmfest Hamburg ab dem 24. September auch zum Streamfest, John Neumeier startete mit seinem Hamburg Ballett vor einigen Tagen nach siebenmonatiger Pause mit „Ghost Light“ ein „Ballett in Coronazeiten“, die Elbphilharmonie Hamburg bietet seit dem 1. September auch vor stark reduzierter Zuhörerzahl ein gewohnt hochklassiges Programm und die großen Hamburger Sprechtheater Schauspielhaus und Thalia kämpfen mit neuen Premieren auch inhaltlich gegen die Coronankrise an.
Rund um den Kiez, wo an diesen Tagen normalerweise 50.000 Menschen auf dem Reeperbahn Festival in den Hamburger Musikclubs unterwegs wären, werden in diesem Jahr pandemiebedingt und unter großen Hygieneaufwand nur 8.000 Besucher live dabei sein. Erstmals als hybrides Festival mit reduzierten Live-Erlebnissen veranstaltet, werden von insgesamt gut 300 Programmpunkten „mindestens 200 medial begleitet“, so Alexander Schulz, Reeperbahn Festival-Veranstalter. Mit der Durchführung des Reeperbahn Festivals setzt Hamburg internationale Maßstäbe für die Musikbranche und macht zum Ende der musikalischen Freiluftsaison real erlebbar, unter welchen Bedingungen derzeit Kulturveranstaltungen gerade in geschlossenen Räumen umgesetzt werden können. Für alle Musikliebhaber, die dieses Jahr nicht live dabei sein können, wird ein großer Teil der Konzerte unter stream.reeperbahnfestival.com bis zum Samstag den 19. September kostenlos und live gestreamt.
Filmest Hamburg wird zum Streamfest
Mit 76 Filmen in neun Sektionen präsentiert das Filmfest Hamburg in diesem Jahr vom 24. September bis 3. Oktober ein konzentriertes Programm in den Festivalkinos Abaton, CinemaxX Dammtor, Metropolis, Passage und Studio-Kino. Alle Filme des Programms werden in den Kinos vor reduziertem Publikum und unter hohen Hygienestandards live zu sehen sein. Um weiteren Cineasten die Teilnahme am Festival zu ermöglichen, werden bei ausgewählten Filmen die Anzahl der freibleibenden Kinositze in den digitalen Raum verlegt und können dort von einer begrenzten Anzahl an Zuschauern gestreamt werde. Das Konzept wurde mit den Kinobetreibern abgestimmt und stellt durch die reduzierte Anzahl der kostenpflichtigen Video-On-Demand-Tickets sicher, dass es als nachhaltiges Modell das Ökosystem von Vertrieb, Festival und Kinoauswertung erhält. In Abstimmung mit den Lizenzgebern können 50 Titel des Programms auf der in Kooperation mit festivalscope und shift72 entstandenen Plattform „Streamfest Hamburg“ ab dem jeweiligen Premierentermin bis Festivalende abgerufen werden. Das Filmfest Hamburg möchte mit diesem neuartigen Konzept die Kinolandschaft beleben. Eine Programmvorschau und Tickets gibt es unter www.filmfesthamburg.de.
Ghost Light – Ein Ballett in Coronazeiten
Einer großen Herausforderung stellte sich auch John Neumeier, Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett. Abstand halten, sich möglichst nicht kreuzen – diese goldene Regel der Corona-Pandemie versuchen alle im Alltag zu berücksichtigen. Aber wie kann man mit dieser Regel gemeinsam tanzen? Das Hamburg Ballett gehörte international zu den ersten Compagnien, die nach dem Lockdown die Arbeit auf der Basis eines ausgefeilten Hygienekonzepts im Ballettsaal wiederaufgenommen hatten.
Bald darauf entwickelte John Neumeier die Idee, ein Ballett zu kreieren, das das geltende Abstandsgebot nicht nur respektiert, sondern es zugleich zur Grundlage der Struktur macht. Entstanden ist das Stück „Ghost Light“. John Neumeier: „Es ist vergleichbar mit einzelnen Instrumentalstimmen einer Sinfonie – oder einem traditionellen japanischen Essen: eine Folge sorgsam arrangierter, hoffentlich „köstlicher“ Miniaturen. Wie die einzelnen Teile sich letztlich zu einem Werk verbinden, wird von dem Moment abhängen, an dem wir uns auf der Bühne wieder nahekommen und anfassen dürfen." Die Uraufführung am 6. September in der Hamburger Staatsoper war ein großer Erfolg. Mehr unter www.hamburgballett.de.
Elbphilharmonie mit weniger Sitzplätzen aber hochklassigem Programm
Nach fast sechs Monaten Pause ging es am 1. September auch in der Elbphilharmonie Hamburg pandemiegerecht wieder los. Zwar nicht wie ursprünglich geplant, dafür aber gleich mit Orchester und vor allem: Publikum! Damit dies möglich ist, wird die Bühne im Großen Saal mit einer weit gefächerten Aufstellung des Orchesters sehr luftig besetzt. Am Eröffnungstag spielten beispielsweise die Streicherinnen und Streicher des NDR Elbphilharmonie Orchesters mit anderthalb Meter Abstand zueinander, die Blechbläser wurden ganz hinten an der Wand verteilt und haben zu den Holzbläsern vor ihnen drei Meter Platz gelassen. Lücken sind ab jetzt auch im Publikum zu finden: jede zweite Reihe und viele weitere Plätze bleiben leer. Gut sechshundert Menschen finden jetzt im Großen Saal ihre Plätze, der normalerweise 2.200 Besucher fassen würde. Dies sieht zwar relativ leer aus, die Musiker können nach dem intensiven Livestreaming-Programm aber endlich wieder vor echtem Publikum spielen - und das ist es, was in diesen Tagen zählt. Das gewohnt hochklassige Programm und teilweise auch noch Tickets für die nächsten Monate gibt es unter www.elbphilharmonie.de. So zum Beispiel für die Symphoniker Hamburg und Barbara Schöneberger am 21. September.
Hamburger Theater beschäftigen sich auch inhaltlich mit der Krise
Das vergangene Wochenende stand in Hamburg ganz im Zeichen des Theaters: Die „Nacht der Theater“ fand noch als digitales Event im Netz statt. Richtiges Publikum erlebten hingegen schon die Premieren „Reich des Todes“ im Schauspielhaus und „Der Geizige“ im Thalia Theater. Und auch im privaten St. Pauli Theater auf dem Kiez ging es wieder live los. Alles natürlich pandemiegerecht mit reduzierten Zuschauerzahlen und unter hohen Hygienestandards.
Im Thalia Theater feierte am 12. September „Der Geizige“ unter Regie von Leander Hausmann Premiere. Der reiche Harpagon ist besessen vom Geiz. Gegen alle ökonomische Vernunft bringt er sein Geld nicht in Umlauf, sondern hortet es bei sich zuhause – nur das liebe Geld verspricht schließlich Sicherheit, besonders in unsicheren Zeiten. Nichts und niemand kann den Geizigen bremsen: Sein Geld will er lieber verschlingen, als sich von ihm zu trennen.
Geprobt wurde für dieses Stück zum Teil in Zoom-Konferenzen online und beim Erstellen des Bühnenbildes gab es auch die ein oder andere coronabedingte Herausforderung. Letztendlich stehen die Schauspieler mit Mindestabstand auf der Bühne und nur ein Ehepaar unter ihnen darf sich näherkommen. Für den Regisseur Leander Haußmann haben die Abstandsregeln auf der Theaterbühne wegen der Corona-Pandemie auch Vorteile. "Abstand auf der Bühne zu halten, muss nicht unbedingt schlecht sein", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Uns kommt das eigentlich eher zugute, es beflügelt die Fantasie". Mehr zu den kommenden Aufführungen unter www.thalia-theater.de.
Am Deutschen SchauSpielHaus in Hamburg inszeniert Karin Beier das Stück „Reich des Todes“ von Rainald Goetz, das die Feldzüge der Bush-Regierung behandelt. Es geht hier um den „Krieg gegen den Terror“ und seine Folgen, den George W. Bush unmittelbar nach den Anschlägen von 9/11 deklarierte. Für das SchauSpielHaus passt „Reich des Todes“ inhaltlich gut zur aktuellen Corona-Lage, denn auch die Pandemie ist eine Krise, die Autokraten für sich auszunutzen wollen. Pandemiegerecht ist das Ensemble bei diesem Stück auch optisch auf der Bühne unterwegs: Neben den geltenden Abstandsregelungen gibt es Szenen, die nur mit Mund-Nasenschutz gespielt werden oder Schwimmnudeln dienen als Abstandshalter. Für das SchauSpielHaus ist „Reich des Todes“ die erste Uraufführung nach der Corona-Spielzeitpause. www.schauspielhaus.de.
Auch im St. Pauli Theater geht es am 23. September um das Thema Corona: Unter dem Titel „Wie geht`s uns eigentlich?“ wollen mit Arnulf Rating und Matthias Deutschalmann zwei der schärfsten und profiliertesten Kabarettisten der Republik Rückschau auf die ersten Monate der Pandemie halten, in denen die Republik im Wachkoma lag und erkunden, wo das Land heute steht. Mit Ausschnitten aus ihren brandneuen Programmen „ Zirkus Berlin“ und „Notwehr für alle“ geht es um Fragen wie, Was kommt denn nach Corona? War da überhaupt was? Was war da?
In den nächsten Wochen geht es im St. Pauli Theater natürlich mit Eigenproduktionen und Gastspielen weiter: Volker Lechtenbrink, Eva Matthes, Stefan Gwildis und Ben Becker zeigen sich dann ganz nah und live in Farbe. Infos und Tickets unter www.st-pauli-theater.de .
„Weil wir Hamburg sind” - Hamburgs Kulturszene zeigt Haltung
Die Pandemie stellt die Kulturschaffenden vor große Herausforderungen. „Weil wir Hamburg sind“ haben die Kulturinstitutionen aber kreative und pandemiegerechte Konzepte entwickelt, damit die Kultur wieder aufleben kann. Mit der Dachkampagne „Weil wir Hamburg sind“ macht die Hamburg Tourismus GmbH die vielen positiven Initiativen und Reiseanlässe sichtbar.
Mehr Hamburg:
Viele weitere Hamburg-Tipps zum Download oder direkt aus dem Web unter folgenden Links:
- Internetseite: www.hamburg-tourismus.de
- Hamburg CARD: www.hamburg-tourismus.de/card
- Veranstaltungskalender: www.hamburg-tourism.de/veranstaltung
- Veranstaltungs-App mit „Kultur-Wecker“: www.hh-events.de
- Hamburg App: www.hh-app.de
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