AUSSTELLUNG: 14. Juli – 06. August 2017: Björn Holzweg – Amur (in der Affenfaust Galerie)

(Amur © Björn Holzweg)

Björn Holzweg entführt uns mit seiner Ausstellung Amur auf eine Reise durch vergessen geglaubte Gefilde. Amur bedeutet der große Fluss: Mit seinen knapp 3000 km bahnt er sich seinen Weg durch Russland und China. Entlang des Flusses sind Flora und Fauna durch eine außergewöhnlich reiche Biodiversität geprägt. Es ist der natürliche Lebensraum von Amur-Wölfen, Füchsen, Tigern, Leoparden, Elefanten, Affen und Bären.

Diese durch Kälte gezeichnete Wald- und Sumpflandschaft ist der Ausgangspunkt von Holzwegs außergewöhnlichem Ausstellungskonzept, das die Affenfaust Galerie kurzerhand in jene entlegene Flussregion verwandelt. Die Protagonisten seiner teils raumgreifenden Arbeiten sind die Tiere der Amur-Region, die Holzweg als eine Art Freiheitskämpfer inszeniert. Seine Skulpturen, Zeichnungen und Malereien eröffnen ein Spannungsfeld zwischen Ruhe und Dynamik und verschränken realistische und grafischen Elemente miteinander. So sind die Oberflächen von Holzwegs Skulpturen beispielsweise durch präzise Dreiecke in auffälligen Farben charakterisiert, während seine realistischen Tierdarstellungen von polygonen Netzen umschlossen werden.

Auf diese Weise wird visuell auf den Kampf zwischen Natur und menschlicher Einflussnahme angespielt. In unserer heutigen Welt existiert kaum noch ein Fleck unberührte Natur. Wir Menschen kontrollieren nahezu jedes Stück Erde, sei es durch Urbanisierung, Domestizierung oder durch den Kampf um natürliche Ressourcen, der auch das Amur-Gebiet aufgrund von massiver Rodung bedroht: Die kahl geschlagenen Waldflächen hinterlassen den Eindruck einer vorangegangenen Apokalypse. Zwei der seltensten Tierarten der Erde, der Amur-Tiger (bekannt als Sibirischer Tiger) und der Amur-Leopard stehen kurz vor dem Aussterben.

Dadurch, dass Björn Holzweg aber jene Tiere aufgreift, die mit Attributen der Stärke, Kraft oder Intelligenz besetzt sind, können imaginäre Szenarien einer gelungenen Rückeroberung der Natur durch die Tiere bei den Betrachtern wach gerufen werden. Das Zusammenspiel von realistischen, geometrischen und narrativen Ebenen lässt Interpretationen viel Freiheit.

Amur knüpft an den Erfolg von Holzwegs Einzelausstellung Sherwood Forest an, die im Mai 2014 in den vorigen Räumen der Affenfaust Galerie gezeigt wurde. Auch hier schärfte Holzweg bereits den Blick für abseits gelegene Pfade – Beschreiten lohnenswert!

Text: Helene Osbahr

www.affenfaust.org/de