In der Welt zu Hause
In Hamburg weht - nicht nur im meteoroligschen Sinne - ein frischer Wind. Die lebendige Hafenmetropole lockt Firmen, Arbeitskräfte und Touristen aus aller Welt – hier floriert die Wirtschaft, hier lebt die Multikultur. Weltoffen, kreativ und bunt: Das ist Hamburg.
Westlich der Alster: Prunkvolle Villen thronen inmitten parkähnlicher Grundstücke. In ihnen leben alteingesessene Familien, angesehene Ärzte und Anwälte praktizieren hier. Auch Diplomaten haben in diesem ehrwürdigen Viertel ihre Vertretungen; insgesamt sind es fast 100, Hamburg ist damit nach New York der zweitgrößte Konsularstandort der Welt. Hamburg, nicht Berlin? Ja, richtig: Mehr als 35.000 ausländische Konzerne und Firmen haben ihren Standort in der Freien und Hansestadt. Das macht die blühende Wirtschaftsmetropole zu DEM Standort in Deutschland für internationale Diplomaten.
Die Wurzel dieser weitreichenden Beziehungen liegt im tiefsten Mittelalter. Bereits im 11. Jahrhundert, als die meisten deutschen Städte kaum mehr als gut abgeschottete Dörfer waren, florierte in Hamburg der Handel mit fremden Ländern. Mit den Schiffen kamen über die Elbe nicht nur Waren aus den verbündeten Hansestädten im Norden und Osten, aus England, Flandern, Norwegen und Frankreich über die Elbe in die Stadt; mit ihnen kamen auch Menschen mitsamt ihrer Bräuche, Traditionen und Religionen. Und sie kommen noch: 29 Prozent der Hamburger hat einen Migrationshintergrund, das ist deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt (18 Prozent). Engstirnigkeit? Angst vor dem Anderen, dem Fremden? Nicht in Hamburg. Das gilt seit Jahrhunderten und hat sich bis heute nicht geändert.
Weltweit tätige Firmen haben ihren Sitz in Hamburg
Heute ist der Hamburger Container-Hafen der Drittgrößte in ganz Europa. Mächtige Kreuzfahrt- und Containerschiffe schieben sich durchs Wasser, an den Docks recken sich mächtige Kräne, 24 Stunden am Tag ist das Brummen der Verladung zu hören. Die Hafenmetropole ist der wichtigste Handelsplatz im Norden. Vor allem für Asiaten ist Hamburg der wichtigste Standort in ganz Europa. Allein hier haben mehr als 500 chinesische Unternehmen ihren Sitz.
Nicht nur der Hafen lockt Menschen aus aller Welt. Internationale Unternehmen wie Airbus oder Unilever beschäftigen Experten und Fachkräfte aus aller Herren Länder; an den Unis lehren international anerkannte Professoren; Facebook hat 2010 seine erste und einzige deutsche Niederlassung eröffnet, und auch Google ist mit einem von drei deutschen Standorten in der Hansestadt vertreten. Mit knapp 4000 Firmen aus der digitalen Medienbranche ist Hamburg als Games-Hauptstadt Deutschlands anerkannt. Hier werden Computerspiele entwickelt, die auf der ganzen Welt gezockt werden. Und nicht nur Expats kommen in die Hansestadt: Etwa sechs Millionen Touristen besuchen jedes Jahr Hamburg – wegen der besonderen Hafen-Atmosphäre, den herausragend inszenierten Musicals, den Museen und nicht zuletzt auch wegen der Reeperbahn, die mit ihren zahllosen Clubs und Live-Shows weltberühmt ist.
Internationaler Flair in den Szene-Vierteln
Spürbar wird das internationale Flair auch beim Bummeln durch die multikulturellen Viertel Hamburgs wie St. Georg oder die „Schanze“. In unmittelbarer Nähe des Hafens, zwischen Landungsbrücken und Baumwall, liegt das Portugiesenviertel. Frischer Fisch, Meeresfrüchte und danach ein leckerer Galao? Gibts alles in der Ditmar-Koel-Straße, die im Sommer mit zahllosen Kneipen, Pastelarias und Restaurants südwesteuropäische Atmosphäre verbreitet. Entstanden ist das Portugiesenviertel in den 1970er Jahren, als hunderte portugiesischer und spanischer Einwanderer nah zu ihrer Arbeit im Hafen hier Unterkunft fanden. Noch immer leben hier viele Südwesteuropäer. Dazu kommen die vier Nordischen Seemannskirchen Hamburgs (Schweden, Finnland, Dänemark und Norwegen), die hier in der Ditmar-Koel-Straße angesiedelt sind. Ein Geheimtipp: Die skandinavischen Weihnachtsmärkte in der Adventszeit sind zauberhaft.
Kunst und Kultur aus aller Welt
Die Verbundenheit mit den nordischen Ländern ist in der gesamten Stadt zu spüren, besonders aber in Altona – dieser Stadtteil, der westlich der Innenstadt liegt, war bis 1864 dänische Kolonie und gehört erst seit 1937 zu Hamburg. Heute leben in Altona-Ottensen viele Künstler und Kreative. Auch der international renommierte Regisseur Fatih Akin, der die deutsche Kinoszene maßgeblich prägte, ist hier aufgewachsen. Jedes Jahr Ende Juni steigt dann das zweiwöchige Kulturfestival „altonale“ mit Kunst, Musik, Design, Theater, Flohmarkt und internationalen Leckereien. Jedes Jahr gibt es eine Partnerstadt, deren Kunst, Kultur und Kulinarik im Fokus steht.
Die „altonale“ ist nur eines von vielen internationalen Kunst- und Kulturfestivals in Hamburg: darunter das japanische Kirschblütenfest im Mai, die „Chinatime“ im November (zweijährlich), das Filmfest im Oktober oder das Elbjazz-Festival mit vielen internationalen Künstlern Ende Mai. Und, ganz wichtig: die „British Flair“, bei der jedes Jahr im Mai die Hamburger die britische Lebensart feiern. Schließlich ist Hamburg die anglophilste Stadt Deutschlands – vielleicht, weil Hamburg und London beide Flussstädte sind? Weil die Bewohner beider Städte als reserviert, aber weltoffen gelten? Möglich. Sicherlich hat auch die britische Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Spuren hinterlassen. Genau wie die „Franzosenzeit“ von 1806 bis 1814: Der norddeutsche Abschiedsgruß „Tschüss“ leitet sich vom französischen „Adieu“ ab. Und wer in Hamburg is(s)t, sollte unbedingt einmal die lokale Spezialität Franzbrötchen probieren: ein saftig-süßes, zimtiges Gebäckstück. Lecker!