Hamburg - Metropole im Fluss der Musik
Wer in Hamburg von überregional ausstrahlender Kultur spricht, meint meist die Musik. Die große Attraktivität der Musikmetropole Hamburg reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert: 1678 wurde hier am Gänsemarkt Europas erste Bürgeroper eröffnet. Heute wirkt eine ausgesprochen vielfältige Szene in der Stadt – mit drei Berufsorchestern, der Staatsoper, namhaften Solisten und Kammerensembles, Jazz-, Rock- und Popmusikern, Komponisten, Singer/Songwritern, Elektro-Tüftlern und mehreren renommierten Ausbildungsstätten. Viele der in Hamburg tätigen Musiker finden in der Elbphilharmonie eine Spielstätte, manche sogar eine Heimat: Das NDR Elbphilharmonie Orchester ist Residenzorchester im Großen Saal, das Ensemble Resonanz Residenzensemble im Kleinen Saal.
Als Kristallisationspunkt ist die Elbphilharmonie mitten im musikalischen Leben der Stadt angekommen. Von den großen klassischen Komponisten, über die Beatles und den Hamburg Sound über die wohl lebendigste Live-Musikszene des Kontinents bis zu spannenden Festivals wie dem MS Dockville oder dem Reeperbahn Festival gibt es unzählige musikalische Anlässe für eine Reise nach Hamburg.
www.mediaserver.hamburg.de / Hamburg Marketing GmbH
Die Hamburger lieben nicht nur ihre Stadt, sie lieben auch die Musik. Da hier nie ein Fürsten- oder Königshaus regierte, waren es immer die Bürger selbst, die über das Musikleben entschieden. Schon im 18. Jahrhundert entstanden hier Stätten für das öffentliche Musizieren über die Kirchen hinaus. 1908 wurde mit der im neobarocken Stil erbauten Laeiszhalle eines der schönsten Konzerthäuser Europas eröffnet. Bis zum Zweiten Weltkrieg war sie keineswegs die einzige Spielstätte für Konzerte in sinfonischem Format: Der Conventgarten, der 1943 den Bomben zum Opfer fiel, bot sogar noch mehr Zuhörern Platz. Die Elbphilharmonie, architektonisches Juwel und nicht nur musikalischer Fixpunkt der Stadt, verdoppelte die Kapazitäten und lässt Hamburg in der Liste der bedeutendsten Musikstädte der Welt (wieder) einen der vordersten Plätze einnehmen.
Hamburgs Musikgeschichte
Nach seinem Besuch in Hamburg im Jahr 1772 schrieb der Musikhistoriker Charles Burney: »Die Anzahl der Opern in Hamburg. welche zu Ende des vorigen und zu Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts aufgeführt worden, ist grösser, als die in irgend einer andern Stadt im deutschen Reiche.« Da war die 1678 eröffnete Oper am Gänsemarkt schon nahezu 100 Jahre alt und hatte neben manchen Blütejahren auch schwierige Zeiten durchlebt. Der Barockkomponist Georg Philipp Telemann (1681–1767), der 46 Jahre lang als Kirchenmusikdirektor der fünf Hamburger Hauptkirchen wirkte, und sein Nachfolger und Patensohn Carl Philipp Emanuel Bach (1714–88), der weitere 20 Jahre lang dieses Amt innehatte, taten das ihre, musikalisch Gott zu loben und das Publikum zu erfreuen.
Mit dem 2015 eingeweihten »KomponistenQuartier« in der Peterstraße unweit von St. Michaelis, dem sogenannten Michel, schuf ein Konsortium engagierter Bürger und Vereine der Stadt einen bescheidenen Ort der gemeinschaftlichen Würdigung für Komponisten, die in Hamburg geboren wurden oder hier maßgeblich wirkten. Exponate zu Telemann, Johann Adolf Hasse, C. P. E. Bach, Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Gustav Mahler lassen in den kleinen, historisch rekonstruierten Häusern in der Hamburger Neustadt Musikgeschichte lebendig werden.
Hamburgs musikalische Gegenwart
Zwei der weltweit bedeutendsten Komponisten der zeitgenössischen Musik wirkten als Professoren für Komposition in Hamburg: Alfred Schnittke (1934–1998) und György Ligeti (1923–2006). Auch Sofia Gubaidulina (*1931) mehrt den Ruhm russisch geprägten Komponierens hier im Norden – sie lebt in einem Vorort Hamburgs. Hier geboren wurde die Hindemith-Schülerin Felicitas Kukuck (1914–2001). Ein Großteil ihrer mehr als 1000 Werke entstand in Blankenese, wo sie von 1948 bis zu ihrem Tod lebte. Heute wirken wohl einige Hundert Komponisten in Hamburg und leiten ihre je eigene musikalische Strömung über die Elbe in den großen, vielstimmigen Klang der Gegenwart.
Mit drei Berufsorchestern – NDR Elbphilharmonie Orchester, Philharmonisches Staatsorchester Hamburg und Symphoniker Hamburg –, weit über 100 Laienorchestern und –chören und professionellen Gesangs- und Kammerensembles wie dem NDR Chor, dem Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble oder der Hamburger Camerata verfügt Hamburg über hochwertige Klangkörper.
Innovative Konzertformate und hohe solistische Qualitäten vereint das Ensemble Resonanz. Über alle Genregrenzen hinweg sucht es den Austausch mit anderen Künsten und lässt seine Streichinstrumente in Konzertsälen, Clubs, Bars, im eigenen »resonanzraum« im Medienbunker im Szeneviertel St. Pauli und als Residenzensemble im Kleinen Saal der Elbphilharmonie erklingen.
Einen hervorragenden Ruf als Hort fürs zeitgenössische Musiktheater erspielte sich die Hamburgische Staatsoper nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter der Intendanz von Rolf Liebermann. Seit September 2015 steht das Haus unter der Leitung von Generalmusikdirektor Kent Nagano und Intendant Georges Delnon. Das Hamburg Ballett John Neumeier, das seit über 40 Jahren vom Choreografen John Neumeier geleitet wird, genießt Weltruhm.
Von Pop bis Jazz
»Ich bin in Liverpool geboren, erwachsen aber wurde ich in Hamburg.« Dieser Satz von John Lennon geht dem Hamburger auch heute noch runter wie Öl. Dass zu Beginn der 60er-Jahre ausgerechnet die Musikkneipen auf dem Kiez in St. Pauli für die Beatles zum Sprungbrett ihrer beispiellosen Weltkarriere werden würden, war damals kaum zu ahnen. Astrid Kirchherr eine Hamburger Fotografin, war es, die den Fab Four eines Tages während ihrer langen Club-Engagements ihre Pilzkopf-Frisuren verpasste. Bald darauf kamen die Rattles um Achim Reichel, die mit den Rolling Stones auf Tournee gingen, kamen Bands wie Frumpy, Atlantis und Mitte der 70er-Jahre die »Hamburger Szene« mit Otto, Lonzo Westphal, der Rentnerband und – Udo Lindenberg. Als Anfang der 90er-Jahre die Hamburger Schule aus ihrem Klassenzimmer Bands wie Blumfeld oder Tocotronic in die Welt des Pop entließ, schien Lindenberg nur mehr ein Fossil. Sein grandioses Comeback Ende der Nullerjahre des 21. Jahrhunderts gehört zu den schönsten Überraschungen der jüngeren Hamburger Musikgeschichte. Große Namen des Hamburger Pop-Geschäfts heute: Jan Delay und Stefan Gwildis, Scooter und Annett Louisan, Deichkind und auch der zu früh verstorbene Jazz-Pop-Crooner Roger Cicero.
Ein Sommer voller Musikfestivals – in Hamburg schlägt das Herz live
Der Hamburger Festival-Sommer startet mit dem Internationalen Musikfest Hamburg. Zahlreiche Konzerte und Programmpunkte verwandeln unter einem jährlich wechselnden Motto die Stadt in eine Bühne der Musik - von der Laeiszhalle über die Hauptkirche St. Katharinen oder Kampnagel bis zur Elbphilharmonie. www.musikfest-hamburg.de.
Am Pfingstwochenende inszeniert das ELBJAZZ Festival über 50 Konzerte zu allen Spielarten des Jazz und angrenzenden Genres vor einmaliger Kulisse des Hamburger Hafens. Die Open Air- und Indoor-Bühnen befinden sich größtenteils an eher ungewöhnlichen Orten entlang der Elbe, aber auch die Elbphilharmonie als Spielstätte darf natürlich nicht fehlen. www.elbjazz.de.
Sie spielen in romantischen Schlössern oder coolen Industriehallen in Hamburg, seiner Metropolregion, in ganz Schleswig-Holstein sowie Teilen von Dänemark und gelten als besonders stimmungsvoll: die Veranstaltungen des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Der Schwerpunkt des jährlich über die gesamten Sommer-Monate hinweg stattfindenden Festivals liegt auf klassischer Musik, aber auch Genres wie Pop oder Jazz werden angeboten. www.shmf.de
Jung, frech laut und künstlerisch zeigt sich das Kunst- und Musikfestival MS Dockville auf der Elbinsel Wilhelmsburg mit seiner coolen Mischung aus zeitgemäßen Musikstilen, Kunst und Community, wo jedes Jahr Mitte August bekannte Bands und Newcomer ein szeniges Publikum anlocken. www.msdockville.de.
Das Reeperbahn Festival - seit rund 17 Jahren fest in der internationalen Festival-Landschaft verankert - steht für Hamburg als Stadt der Live-Musik. Europas größtes Clubfestival macht sich den Nimbus der über Jahrzehnte gewachsenen Hamburger Clubszene rund um die vermeintlich sündige Meile zunutze und hat sich neben dem SouthBySouthwest in den USA innerhalb weniger Jahre zum bedeutendsten Festival seiner Art diesseits des Atlantiks entwickelt. In über 900 Programmpunkten werden in zahlreichen Spielstätten - von der Elbphilharmonie über die Hauptkirche St. Michaelis bis zum kleinen Musik-Club - Konzerte von Newcomern und etablierten Musikern unterschiedlicher Genres gegeben. www.reeperbahnfestival.de.
Wer sich auch für Strömungen abseits des Mainstreams interessiert, ist bei den experimentierfreudigen Festivals für aktuelle Musik Blurred Edges, Klub Katarakt oder auch Greatest Hits bestens aufgehoben. Auf eine lebendige Jazz-Szene trifft man neben dem Elbjazz auch in Clubs wie der Cascadas Bar, im Birdland oder beim Überjazz Festival auf Kampnagel.
Musikalischer Nachwuchs in Hamburg
Auch für den musikalischen Nachwuchs ist bestens gesorgt. Die Staatliche Jugendmusikschule hat die meisten Schüler in Deutschland und verfügt seit einigen Jahren mit dem Miralles-Saal zudem über einen eigenen, professionell nutzbaren Konzertsaal. Die drei Berufsorchester und auch manche kleinere Ensembles unterhalten Education-Projekte, Akademien oder Patenschaften für Schulorchester.[nbsp. Die Hochschule für Musik und Theater bespielt ihre eigene Bühne, unter anderem mit den Ergebnissen ihres Studiengangs Musiktheaterregie. Der innovative Solisten-Wettbewerb TONALi holt im Jahresrhythmus die besten Geiger, Pianisten und Cellisten Deutschlands unter 21 Jahren nach Hamburg.
Musical-Standort Hamburg
Last but not least ist Hamburg nach London und New York der weltweit drittgrößte Musical-Standort.
Im Zusammenspiel zwischen Konzertveranstaltern, Institutionen und Musiker-Netzwerken hat sich in Hamburg mit den Jahren ein Klima herausgebildet, das für die Wachstumsbedingungen einer in vielen Klangfarben tönenden Stadt mit ihren mannigfachen Sub-Szenen sehr förderlich ist.