Theaterszene in Hamburg

Deutsches Schauspielhaus Hamburg
(Download durch Klick aufs Bild / Thalia Theater / Sabina Trojanova))

Hamburgs Bühnenlandschaft ist vielseitig und voller Kontraste. Neben den großen, weit über die Stadtgrenzen bekannten staatlichen Häusern - dem Deutschen Schauspielhaus, dem Thaliatheater und der Hamburgischen Staatsoper, gibt es mehr als 40 private Bühnen und Off-Theater.

Das 1900 gegründete Deutsche Schauspielhaus entspricht in seinem Erscheinungsbild dem Neobarock. Den Besucher empfangen im frisch renovierten Gebäude pittoreske Deckengemälde, Stuck, Kronleuchter und roter Plüsch. In den vergangenen hundert Jahren entwickelte sich das Schauspielhaus zu einer der wichtigsten deutschen Bühnen für Sprechtheater: Theatergrößen wie Gustaf Gründgens, Peter Zadek oder Frank Baumbauer haben hier gewirkt. In die Reihe der Berühmtheiten gesellt sich seit der Spielzeit 2013/14 Karin Beier als erste weibliche Intendantin. Die renommierte Theatermacherin war zuletzt mit ihren Inszenierungen am Schauspiel Köln sehr erfolgreich. Ein Hamburger Dauerbrenner unter ihrer Regie war unter anderem das Großprojekt „Die Rasenden“, eine zeitgemäße Umsetzung der antiken „Orestie“. Beier übersetzte die alten Geschichten um Schuld, Blutvergießen und Rache im Krieg um Troja für unsere heutige Zeit.

Eine weitere bedeutende Spielstätte in Hamburg ist das Thalia Theater, das sich in zwei Spielstätten aufteilt. Die eine befindet sich zwischen Binnenalster und Mönckebergstraße, die andere in der Gaußstraße in Altona. Seit 2009 gibt es unter der Intendanz von Joachim Lux ein kritisches, aktuelles und von deutschen Kritikern viel beachtetes Programm, das immer wieder mit Preisen gewürdigt wird. Das Ensemble wird regelmäßig zu weltweiten Gastspielen geladen. Während der „Lessingtage“ Ende Februar bekommt das Thalia Theater selbst internationalen Besuch. Ganz den Leitgedanken des großen Humanisten folgend, sollen sich dort über das Theater die Kulturen vereinen.

Sowohl das Schauspielhaus, als auch das Thalia Theater sind aufgeschlossen gegenüber Pop- und Subkultur. Das Nachtasyl, hoch oben im Dachgeschoss des Thalia an der Binnenalster, ist sowohl Bühnenraum für Konzerte und kleinere Theaterformate, als auch ein beliebter Nachtclub.

Die Hamburgische Staatsoper: das Reich von Kent Nagano und John Neumeier

Eine fast 400-jährige Geschichte hat die Hamburgische Staatsoper. 1678 am Gänsemarkt gegründet, war sie das erste öffentliche Opernhaus Deutschlands. 1827 zog sie an ihren heutigen Platz in der Dammtorstraße um. Nachdem sie im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört wurde, wurde sie 1955 in ihrem jetzigen Erscheinungsbild neu eröffnet. Erhaben, hanseatisch kühl und sehr feierlich empfängt dieses Gebäude seine Besucher. Goldenes Licht flutet durch Hallen mit hohen Decken, bricht sich in Kronleuchtern und schimmert auf schwerem, rotem Vorhangstoff. Hier ist das Reich des berühmten US-amerikanischen Dirigenten Kent Nagano. Rund 380 Vorstellungen im Bereich Musiktheater werden hier pro Saison geboten. Das Repertoire reicht von der Barockoper bis zur Gegenwart.

Ergänzt werden die Opernveranstaltungen durch Ballettinszenierungen, die von internationaler Bedeutung sind. Dass Hamburg in der ganzen Welt den Ruf einer bedeutenden Tanzstadt hat, ist dem Ballettintendanten und Chefchoreografen John Neumeier zu verdanken, der seit 1973 das „Hamburg Ballett“ leitet. Die erstklassige Compagnie setzt auf der Bühne sowohl traditionelle Stoffe um, etwa in dem Märchenballett „Der Nussknacker“, überzeugt aber auch durch neue, zeitgenössische Erzählformen. Viel Aufmerksamkeit bekam das Hamburg Ballett durch die choreografische Gestaltung sakraler Musikwerke wie dem "Weihnachtsoratorium" von Bach.

(Kampnagel / Sinje Hasheider)

Die Welt trifft sich auf Kampnagel

Im ruhigen, gut bürgerlichen Viertel Winterhude befindet sich der wildeste Theaterort der Stadt. Kampnagel ist die größte freie Spiel- und Produktionsstätte in ganz Deutschland. Das Gelände einer ehemaligen Kranfabrik wurde 1984 zur Kulturfabrik umgebaut. Der Industriecharme ist geblieben: Nackte Wände, kühle, weitläufige Hallen. Wie inspirierend der Ort wirkt, sieht man bei den Veranstaltungen, die regelmäßig Kritiker und Zuschauer verblüffen und neue Horizonte eröffnen. Performance-Künstler aus der ganzen Welt reisen nach Hamburg, um hier ihre Projekte auf die Bühne zu bringen. Das Programm ist anspruchsvoll, nicht immer gefällig und dreht sich oft um politische und gesellschaftlich brisante Fragen. So gibt es auf dem Festivalgelände zum Beispiel mit der ecoFAVELA Lampedusa-Nord, einen temporären Aktionsraum für Flüchtlinge, der einen Theaterbesuch durch spannende Impulse erweitern kann. Durch Kunst sollen Diskurse angestoßen werden. Über das Gesehene wird viel und konstruktiv gesprochen. Englisch hört man hier an manchen Tagen öfters, als deutsch. Die Welt kommt in die Kulturfabrik und dringt von dort aus wieder nach draußen. Es lohnt sich, immer wiederzukommen. Vielleicht zu einem der vielen Festivals, wie zum Beispiel zum Nordwind-Festival mit spannenden skandinavischen Künstlern oder zum Sommerfestival im August.

Populäre Unterhaltung - das Schmidttheater

Am 8.8.88 um 8 Uhr 8 eröffnete das Schmidt-Theater auf St.Pauli. Diese Schnapszahl passt sehr gut zu dem Privattheater, schließlich befindet es sich mit seinem Standort direkt am Spielbudenplatz mitten in Hamburgs größter Vergnügungsmeile. Unterhaltung wird hier sehr ernst genommen, nur die talentiertesten Spaßmacher werden auf die Bühne gebeten. Das Schmidt-Theater gilt auch als Karriereschmiede. Entertainer wie Helge Schneider starteten hier ihre Karriere.

Ein Dauerbrenner in dem bunt beleuchteten Theater ist das Kiez-Musical „Heiße Ecke“, das Einblicke in die Hamburger Stadtkultur gibt. Für Hamburgbesucher eine gute Möglichkeit, eine Kneipentour durch St. Pauli einzuleiten und ein paar Meter weiter das Bühnengeschehen mit der Realität zu überprüfen.

(Schmidts Tivoli / ThisIsJulia Photography)

Die von Ida Ehre gegründeten Hamburger Kammerspiele sind ebenso eine Hamburger Institution wie das Ohnsorg-Theater, das seit Jahrzehnten mit plattdeutschem Volkstheater sein Publikum findet und 2011 an den Heidi-Kabel-Platz, direkt am Hauptbahnhof, gezogen ist.