Kaffee-Kultur in Hamburg
Hamburg und Kaffee, das gehört zusammen wie Amsterdam und Marihuana. Seit hunderten von Jahren werden die noch nicht gerösteten Bohnen hier angelandet, gelagert, versandt und geröstet. Die 1887 gegründete Hamburger Kaffeebörse bestimmte lange Zeit den Weltmarkt. Die großen Kaffee-Dynastien Jacobs, Darboven und Tchibo sind hier Zuhause. Hamburg platzt vor Kaffee-Tradition – alles im UNESCO Welterbe Speicherstadt zu besichtigen. Doch heute prägt nicht nur Tradition, sondern Innovation die Cafés der Stadt. Eine Szene, die nichts mit der industriell gerösteten Massenware der Nachkriegsjahre zu tun hat. Ein buntes Volk, das Handwerk und Zeit predigt und für das der Respekt vor dem Produkt Religion ist.
Hermetic Coffee Roasters – Höchstes Niveau in unprätentiösem Ambiente
Die Gründer*innen dieser in einer Seitenstraße zwischen Schanzen- und Karoviertel versteckten „Kaffee-Kultur-Stätte“ kommen aus der Literatur und Kunstszene. Und so ist dieser Kaffee-Ausschank weniger ein Café als ein sich ständig weiter entwickelndes „Projekt“. Wer es nicht gezielt sucht, läuft schnell mal dran vorbei, denn das anarchisch zusammengewürfelte Mobiliar vor der Tür hat nichts gemein mit dem gleichgeschalteten Shabby-Schick amerikanischer Kaffeeketten. Man erkennt es eigentlich nur am Kaffee, den die entspannt intellektuelle Kundschaft in den Händen hält. Die Zubereitung mit Karlsbader Kanne, French Press, Kalita oder V60 ist hier ein wunderschönes Ritual - genauso visuell geschmackvoll wie das Endergebnis. Wer handwerklich perfekt zubereiteten Filterkaffee sucht, ist hier an der ersten Adresse.
www.hermeticcoffee.com - Sternstraße 68, 20357 Hamburg (Sternschanze)
Public Coffee Roasters
Ob Filterkaffee, Flat White, Cappuccino oder Cold Brew: Die Baristas des Public Coffee Roasters beraten ausführlich, welcher Kaffee am besten zu ihnen passt. Das Ergebnis der sorgfältigen Zubereitung ist ein absoluter Genuss. Wer die Kunst des Kaffeemachens lernen möchte, kann sich Tipps für die richtige Zubereitung zu Hause holen. Betrieben werden inzwischen drei Cafés in Hamburg: in der Wexstraße der Neustadt, an der Brandstwiete gegenüber der Speicherstadt und am Winterhuder Goldbekplatz. Geröstet werden die Bohnen auf einem Hausboot im Hamburger Hafen und von dort direkt in alle Welt verkauft. Neben Espresso und Filterkaffee umfasst das Sortiment auch die gefürchteten Kapseln, bloß ohne Plastik und zu hundert Prozent kompostierbar. Basis sind der Biokunststoff Maisstärke und Holzfasern, die als Restprodukte aus süddeutscher Holzverarbeitung übrigbleiben. Drei Sorten gibt es: eine fruchtige mit 100 Prozent Arabica, eine Arabica-Robusta-Mischung mit schokoladigen Noten und eine ohne Koffein. George Clooney wäre sicher einverstanden ….
www.publiccoffeeroasters.com – Brandstwiete 3, 20457 Hamburg (Altstadt)
Wexstraße 28, 20355 Hamburg (Neustadt)
Goldbekplatz 1, 22303 Hamburg (Winterhude)
Copenhagen Coffee Lab – Die Kette, bei der niemand denkt, dass sie eine ist
Wenn lange Schlangen Indikator für Geschmack und Qualität sind, dann werden der beste Kaffee und die besten Backwaren Hamburgs ohne Zweifel im „Copenhagen Coffee Lab“ produziert. Die dänischen Gründer haben die Hamburger Szene im Sturm erobert und in kürzester Zeit drei Standorte eröffnet. Der neueste davon in der Rindermarkthalle St. Pauli. Das „CCL“ ist also eine Kette, erscheint dabei aber so gar nicht wie ein Produkt aus der Retorte. Alle Läden sind individuell eingerichtet und das Personal wechselt so selten, dass es wie Eigentümer erscheint. Geradezu Kultstatus genießt hier die in der eigenen Bäckerei in Stellingen jeden Tag frisch produzierte Zimtschnecke. Das will etwas heißen, denn in Hamburg ist das lokale Pendant, das ebenfalls extrem zimtige „Franzbrötchen“, ein regionales Heilgtum. Die Kaffees im CCL sind nichts für nerdige Hipster-Kaffee-Puristen. Sie sind fruchtige, runde Gaumenschmeichler. Alle Bohnen kommen von ausgewählten Fincas, die die hauseigenen Röster selbst bereist haben und mit deren Farmern sie in engem Kontakt stehen. Es gibt auch keine Blends, sondern nur hundertprozentige Arabica-Kaffees. Geröstet wird schonend, langsam und in kleinen Chargen. So eliminiert man unangenehme Säuren und verhindert gleichzeitig, dass der Filter oder Espresso zu bitter wird. Empfehlung: eine Zimtschnecke und ein Flat White.
www.copenhagencoffeelab.com - Rindermarkthalle St. Pauli, Neuer Kamp 31
Camping Coffee – Craft Kultur in Perfektion
Senad Sarac ist so etwas wie ein Übermensch des guten Geschmacks in der Hamburger Craft-Szene. Seine atemberaubend aufwendig restaurierten Fahrrad-Klassiker aus den 30er und 40er-Jahren sind Denkmäler für den Begriff „Handwerk“ und werden weltweit verehrt und gefahren. Wenn Sarac etwas anfasst, meint er es ernst – und liebevoll. Und so ist auch sein zweites Herzensprojekt, das „Camping Coffee“ in der Kaufmannspassage unübersehbar von Geschmack und Liebe zum Detail geprägt. Im geradezu unerträglich schön ausgebautem 60er Jahre Camper produziert sein Team erstklassigen Kaffee, wunderbare Waffeln und die vielleicht dünnsten, aber mit Sicherheit eckigsten Crêpes der Stadt. Dabei sitzt man wettergeschützt in einem luftigen Atrium. Ein perfekter Ort, um dem Trubel der Hamburger Innenstadt für einen köstlichen Moment zu entkommen. Das Geschmacksprofil der hier gebrühten Kaffees ist eher in der italienischen Tradition zu finden: keine Hipster-Leichtgewichte aus dem Glas-Syphon, sondern nussige Kraftprotze.
www.levelo-cafe.de - Große Bleichen 36
Kaffeemuseum Burg
Bereits seit 1923 besteht das Hamburger Kaffeegeschäft und die Rösterei der Familie Burg in Eppendorf. Jens Burgs Leidenschaft für dieses faszinierende Genussmittel verdanken wir eine einzigartige Sammlung, die alle Themen rund um den Kaffee umfasst. Ausgestellt natürlich in der Hamburger Speicherstadt. Hier folgt man einer langen Tradition, denn in den Speichern des Block R, St. Annenufer, heute Genuss Speicher genannt, wurde schon seit 1896 im Kaffeespeicher von Hansen & Studt Kaffee gelagert und bearbeitet. Im einzigen Gewölbekeller der Speicherstadt ist mit Hunderten von Objekten der Sammlung Burg eine Welt aufgebaut in der man alles über die Primadonna der Nutzpflanzen erfahren und eine Reise vom Anbau in aller Welt über das hanseatische Handelskontor bis zum Ladengeschäft aus Omas Zeiten oder man genießt im Café einen guten, traditionell gerösteten Kaffee.
www.kaffeemuseum-burg.de – St. Annenufer 2